Hongkong, China, 04.04.2004 – 12.04.2004

Published: Wednesday, 28 July 2010 Written by Frank 'Jumbo' Schneider

Mein Sitz wackelt ein wenig. Flug Swiss LX 139 befindet sich bereits auf dem Weg zurück von Hongkong nach Zürich. Ein leichter Schleier von Wolken umgibt den Airbus und mich. Wir beide kämpfen, er mit dem Wind und ich mit meinen Erinnerungen.

 

„There they are! Hoppääääärs, you are in big trouble, you gotta come out here, immediately”, dröhnt mich eine Stimme an. Vor mir sehe ich ein in Rot gewandetes massives weibliches Geschöpf mit Osterhasenohren und einem T-Shirtaufdruck der „perfect“ signalisiert. Im Gegenlicht erkenne ich Ihre unverkennbare Ähnlichkeit mit der Silhouette des von Ihr mitgeführten rosa Pimms-Bechers. Nein, wir sind nicht in einem dieser bekannten Lokale in Wan Chei, und, nein, wir sind nicht „in big trouble“. Das allseits bekannte Ende des Hongkong Football Club Easter 9’s Hockeyturniers naht in Form dieser, durch die Glasfront des uns schützenden Clubhauses durchbrochenen britischen Antwort auf Wagners Walküre, die uns zu einem Ritt einlädt, der Trinken bedeutet.

 

Tätärätätäää. Weg mit dem Schleier.

 

04.04.04. Ich (Jumbo) begebe mich an diesem denkwürdigen Tag, an dem ca. 2 Millionen Paare in Europa heiraten, auf die Hongkong-Reise mit den Flying Hoppers.

 

Ziel der Reise ist die Förderung des inter-personellen kulturellen und sportlichen Austauschs, also Gaumenfreuden in Form von Speis und Trank, „Leben“ und „Erleben“ in allen denkbaren Facetten und natürlich die Ausübung unseres geliebten Sports.

 

Für die einfacheren Gemüter unter den Lesern dieser Zeilen sei an dieser Stelle angemerkt, es handelt sich um das, was auf jeder Hockeyreise passiert: Fressen, Saufen, Party und „Daddeln unter Schmerzen“.

 

Und diese „schönen Schmerzen“ beginnen für uns (Coen, Marion, Irena, Willy, Patrick, Stef, Reinhard, Jumbo) am 05.04.2004 bei der Ankunft in Hongkong um 16:30 Uhr Ortszeit.

 

Der Candyman ist da! Unser lieber Freund, Hockeykamerad und Local Hero Walter (der aus irgendeinem unerfindlichen Grund immer „WASABI“ ruft) empfängt uns, treibt uns in den Bus und chauffiert uns direkt in den „CRLD“, den „Central Red Light District“, in dem unser Hotel „The Wharney“ liegt.

 

Alle sind begeistert (und das meine ich wirklich Ernst!), eine Super Wahl, besser gehts nicht. 25 Honkys mit dem Taxi zum Club, 1.500 Honkys zum abendlichen Glückspiel und 3.000 Honkys ins Nirvana.

 

Dennoch siegt an diesem 1. Abend der Jetlag und das chinesische Essen. L

 

Am 06.04.2004 beginnt unser Sightseeing-Programm mit dem Besuch des Peak, von dem aus man einen atemberaubenden Blick auf Hongkong hat, wenn es nicht gerade „dizzy“ (diesig) ist und man nur seinen Vorderman auf der Rolltreppe erkennen kann.

 

Aufgrund der eingeschränkten Sichtverhältnisse beschliessen wir dann nach Aberdeen zu fahren. Dort zeichnet sich Willy als unerbittlicher Verhandlungspartner gegenüber den Sam Pan Sea Tours Chefverkäufern aus und erreicht nach ca. 30 minütigen intensiven Verhandlungen eine Reduktion des Preises um sage und schreibe 0, in Worten Null, Honkys.

 

Stef und ich beschliessen daraufhin den Besuch von Lindt & Sprüngli Asia Pacific Ltd., wo wir mit Walter ca. 2 Stunden Kaffee (oder so was ähnliches, 3 Sorten Pulver und gekochtes Wasser) trinken und in die Geheimnisse des (Nacht)lebens in Wan Chei eingeweiht werden. „Cooli Puppen, WASABI!”

 

Der Abend wirds zeigen. Retus stößt zu uns und wir testen ein paar Bars und sind begeistert. Cooli Puppen zu heissen Preisen gibt es genug (interessieren uns jedoch nicht, ehrlich! J), doch auch die Drinks sind prima und so ergeben sich die ersten Schmerzen, WASABI.

 

07.04.2004, Ausflug nach Kowloon, die Fähre nach Macau haben wir knapp verpasst. Der Shoppingwahnsinn auf chinesisch beginnt. Retus und Coen versuchen je eine Kamera zu kaufen, handeln den Chinesen super runter, bis der aufgibt und anschliessend ein noch teureres Modell zum ausgehandelten Preis anbietet. Als beide auf den zuerst verhandelten Kameras beharren (weil sie ja eigentlich diese wollten), gibt der Chinese zu, das er diese Kameras gar nicht hat. Ein echter Zocker der Junge! Na ja, man kann nicht immer gewinnen. Eine schmerzliche Erfahrung, die uns auch noch begegnen wird.

 

Endergebnis: Barbesuch bei „Joe Bannanas“ (der Laden heisst wirklich so oder so ähnlich: Joes Banana). Schmerzen, WASABI.

 

08.04.2004, Ausflug nach Macau, Besuch des Forts und der Ruine der St. Pauls Kirche. Anschliessend Essen bei Fernando, dirkt am Meer. Ein Tipp von einigen Ex Pats, die wohl kein chinesisches Essen mehr sehen können. Es gibt Huhn mit Pommes, WASABI.

 

Eintreffen der letzten Hoppers (Vladina, Marcel, Sasch und Keith aus Zürich, Pat aus New York, Roli und Thomas aus Singapore).

 

Abends Barbesuch in Lang Kwei Fong, „La Dolce Vita“ und weiteres Ansammeln von ... WASABI.

 

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, das diese Nacht, die Nacht der Nächte war. Die Vereinigung der Hoppers, alle mit unterschiedlichen Flügen aus unterschiedlichen Richtungen an einem Ort angekommen, schlug in wilde Wiedersehensfreude um und endete in einem gigantischen Besäufnis aller. Das Wort G&T (bis dato sicher unbekannt!) wurde geboren und mehrere Lokale leer getrunken. Der häufige Ortswechsel vernebelte dann anscheinend allen etwas die Sinne, so dass ich an dieser Stelle auch auf Erinnerungslücken des Autors hinweisen muss und in diesem Sinne nur noch eins tun kann ... WASABI.

 

09.04.2004. Der 1. Tag des Hockeyturniers. Ich verzichte an dieser Stelle auf die dezidierte Darlegung aller Ergebnisse und notiere für FH A und FH B NÜCHTERN, 1 Sieg, 5 Niederlagen, SCHEISSE.

 

Am Abend BBQ am Pool des Clubhauses, allgemeines „Murren“ über die Kondition (des Trinkens?) und „Masseneinsicht“ (Psychose?) hinsichtlich der Verweigerung der Alkoholaufnahme. Ich kenne mich selbst nicht mehr.

 

Ergebnis am 2. Tag (10.04.2004) des Hockeyturniers. Es geht doch, 4 Siege, 2 Niederlagen. Ich kenne mich wieder (log er)! Abends Einladung zum Turnier-Dinner, das allerdings eher einer Karnevalsveranstaltung im Altersheim gleichkam, insbesondere die überaus lustige (British Humour???) Bestrafung des gesamten Teams für „The most overdressed team of the tournament“, bei dem man tatsächlich nach mehrfachen Kopfbewegungen einen kleinen Cointreau zu sich nehmen musste. Mir persönlich hat das echt weh getan. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob da evtl. auch die 7 Liter G&T, 20 Bier und 15 Smirnoff After Sun zwischen 23:00 Uhr und 04:00 Uhr in Wan Chei beigetragen haben. Auf jeden Fall haben sie es uns ordentlich gegeben (und glauben es wahrscheinlich immer noch). WASABI?

 

Am letzten Tag des Turniers stelle ich 1 Sieg und  2 Niederlagen fest und weigere mich die Namen der siegreichen Teams zu nennen, ... zum Selbstschutz (Wer will schon gerne gegen „Roosters“ oder „Mini Me’s“ verlieren?).

 

Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, das ich der Fairness halber Willy von allen Alkohol-Eskapaden ausnehmen muss, er war sicher der zivilisierteste unter uns.

 

Danken möchte ich entgegen vielleicht aufkeimenden Anflügen von Ironie (das kommt von meinem Erzählstil), das Walter ein Top-Gastgeber war und wir uns an dieser Stelle noch einmal herzlich für seine Gastfreundschaft bedanken möchten und uns schon jetzt auf weitere Wiedersehen freuen.

 

Letztlich möchte ich noch allen meinen Mannschaftskameraden für die wirklich schöne Zeit danken und zum Schluss mir selbst, für meinen unerschütterlichen Glauben an mich selbst, das ich diesen Reisebericht vor der Ankunft in Zürich fertig stellen werde.

 

WASABI

 

Ich freue mich auf das nächste Mal.

 

Euer Jum Kwai Bo