Reisebericht Asia Tour 1996

Published: Monday, 02 August 2010 Written by Martin Graf

Die Teilnehmer

 

Aus einer anfänglichen Liste von über 80 potentiellen Teilnehmern kristallisiert sich mit der Zeit eine harter Kern von acht Hockeyanern heraus, die das ganze Vorhaben vorantrieben und auch nach zahlreichen Rückschlägen den Mut nicht verloren und an der Idee hartnäckig festhielten. Als sich am 1. November im Terminal B des Flughafen Kloten das Team von den Angehörigen verabschiedete setzte sich das Flying Hoppers Team wie folgt zusammen:

 

Stefan Leuenberger, Präsident
Guido Steiner, Kassier
Sacha Overhoff, Reiseorganisation
Patrick Stutz, Finanzierurung
Retus Gieriet, Teambroschüre
Martin Graf, Mitgliederwesen
Felix Dietiker, Ältester Teilnehmer
Petra Flashar, Einzige Frau
Max Simmen, Torwart
Markus Ruckstuhl, Sportlicher Leiter
Reinhard Fischer, Fotograf
Marcel Steinegger, Pechvogel der Reise
Peter Marbach, Roppongi Tiger 1
Carlos Andermatt, Roppongi Tiger 2
René Schmidli, Torjäger
Walter Marthaler, Hongkong Guide

 

Im weiteren Verlauf des Reiseberichtes wird auf die eigentümlichen Beschreibungen einzelner Exponenten noch näher eingegangen, womit zugleich etwas mehr Transparenz in die verwirrenden und zum Teil abenteuerlichen Geschichten rund um die Reise gebracht wird.

 

Tokyo

 

Der Flug mit der japanischen Fluggesellschaft JAL brachte uns über Nacht in die 17. Mio Metropole von Japan, einer der grössten und, dies schon vorweggenommen, eine der teuersten Städte des Globus. Auf jeden Fall waren die vereinbarten SFr. 300.- Reisecash bereits am nächsten morgen bei fast allen nicht mehr vorhanden. Dies hatte zwei Gründe: a) die erste Nacht in den einschlägigen Nachtlokalen von Tokyo erforderte doch mehr Spieleinsatz als allgemein angenommen werden konnte und b) Geld und Reiseticket gingen verloren. Letzteres traf auf Peter Marbach zu, der seine erste Nacht bereits mit dem Verlust aller Reisechecks und des Airline Tickets bezahlen musste. Es bestehen hartnäckige Gerüchte, dass der angebliche Verlust (Diebstahl) nur ein vorgeschobener Grund waren und tatsächlich ein ganz anderen Umstand zum Totalausfall von Cash und Ticket geführt haben. Als Peter Marbach auch am zweiten Abend nicht vor den Morgenstunden im Hotel anzutreffen war erhielt er aufgrund seines ausserordentlichen Durchhaltevermögen und ausgesprochen Gespür für Action (Äkschen ausgesprochen) den Codenamen "Tiger"(Taiger ausgesprochen).

 

Wie dem auch sei brach bereits im Verlaufe des Sonntages, notabene zwei Tage nach Ankunft, das grosse Spielfieber mit"gib-mir-zweihund-franken-dann bekommst-du-den-Gegenwert-in-Yen" aus. Da aus nicht erfindlichen Gründen die meisten Lokale sich auch partout nicht mit Kreditkarten abfinden wollten musste nun schleunigst lokale Währung in grossen Mengen angeschafft werden. Hier zahlte sich zum ersten mal die Übersicht und Coolnes eines international erfahrenen Finanzhais aus. Retus Gieriet versorgte alle mit dem nötigen Kleingeld, wobei er diese Funktion während der ganzen Reise nie mehr los wurde. Immer wieder waren seltsame Verhandlungsszenen im oder vor dem Zimmer von Retus zu beobachten, die aufgrund der wilden Gestiken der beteiligten Partner auf grosse Transaktionen schliessen liessen.

 

Mit vollen Börsen ging es am Sonntag bereits zum ersten Spiel gegen eine Auswahlmannschaft des Yokohama Country and Athletics Club (YCAC). Das Terrain dient nur in Ausnahmefällen zum Landhockeyspielen und wird die meiste Zeit für Fussball und Rugby Begegnungen gebraucht. Diese Unterlage kam natürlich den kunstrasenverwöhnten GC-ianern wenig entgegen und wir mussten uns redlich abmühen bevor gegen die unterklassige Mannschaft ein 3:1 Sieg herausgespielt werden konnte. Im Anschluss daran wurden wir im dem komfortablen Clubhaus zu einem kleinen Umtrunk eingeladen. Dies war denn einigen Hoppers zu viel und sie mussten den vorangegangenen nächtelangen Disco- und Barszenen Tribut zollen und schliefen kollektiv in den geräumigen Liegestühlen ein. Carlos Andermatt, Rene Schmidli, Patrick Stutz und Sacha Overhoff konnten ihre Müdigkeit nicht mehr verstecken und genossen die erste Ruhepause auf der Reise für ihren ersten verdienten Schlaf.

 

Am Mittwoch den 6. November wurde von Stefan ein ganz anderes Format einer Mannschaft angekündigt. Die auf dem dritten Schlussrang plazierte Firmenmannschaft von Tokyo Gas stellt sich als die klar besser Mannschaft heraus, die uns allen vor allem durch die Wendigkeit und Schnelligkeit überlegen war. Nach kurzer Zeit musste Max zweimal ins Tor greifen um den Ball wieder in der Mitte zum Anspiel freizugeben. Als ehemaliger Mitspieler spornte Stefan Kraft seines Amtes als Präsident und oberster Repräsentant der Flying Hoppers (der einzige nicht Japaner der je in einer japanischen Mannschaft mitspielen durfte) die Mannschaft an und wir konnten auf 2:2 ausgleichen. Nur kurz vor Schluss mussten wird jedoch einen weiteren Verlusttreffer hinnehmen, womit unsere einzige Niederlage während der gesamten Reise Tatsache wurde. Bei traditionellem Sushi und Bier konnten die Japanisch/Schweizerischen Kontakte vertieft werden, obwohl keiner von uns ausser Stefan und Shoko (seine Frau) Japanisch verstand und keiner unserer liebenswürdigen Gastgeber auch nicht ein Wort Englisch sprach. Überhaupt stellte sich die Sprache oder vielmehr die Schriftzeichen als für uns nicht zu entziffernder Wald von Symbolen heraus, der uns mehr als einmal zu Schaffen machte. Die selbst in Tokyo nur wenig in englischer Sprache angeschrieben ist mussten wir uns mehrheitlich auf die Führungsfähigkeiten von Shoko verlassen, die uns während des gesamten Aufenthaltes fast auf Schritt und Triff begleitete. Umso erstaunlicher ist es denn auch, dass Marcel Steinegger und Peter Marbach bereits am zweiten Tag selbständig vom Hotel (wo sie uns aus medizinisch/humanitären Gründen zu dem vereinbarten Zeitpunkt 07:00 Uhr nicht zu treffen vermochten) quer durch die ganze Stadt zu dem wenig bekannten Hockeyclub in Yokohama fanden. Eine feine Leistung!

 

Nozawa

Stellen sie sich vor sie fahren rund 45 Minuten in einem Hochgeschwindigkeitszug 15 Meter hoch über dem Boden und alles was sie sehen ist - Tokyo. Die Dimensionen und die Dichte der Gebäude ist so hoch, dass selbst unser an das Limmattal gewöhnte Verständnis von Siedlungsdichte bei weitem übertroffen wird. Mehr als dreimal mehr Menschen drängeln sich auf einer Fläche in der Grösse von ZH und AG. Einfach unglaublich! Dann aber rasten wir in ein Tunnel und nach zehn Minuten Dunkelheit befanden wir uns schlagartig und ohne Vorankündigung in einer Gebirgslandschaft seltener Schönheit und Reinheit. Als nach dem Umsteigen im Bahnhof von Yokozama in einen der vollgestopften Busse plötzlich zwei Schäflein von uns fehlten ging erneut etwas Nervosität durch die Reihen. Markus Ruckstuhl und Rene Schmidli sahen wohl mehr auf die weiblichen Schönheiten als sich auf die Gruppe zu konzentrieren und verloren prompt den Anschluss. Eine wilde Suchaktion mit internationaler Beteiligung (ausser Interpol, Scotland Yard und CIA) begann die erst am späten Abend durch das Eintreffen der beiden Abtrünnigen beendet wurde. Wir waren alle froh wieder vollständig zu sein und konnten nun das typisch japanische Nachtessen geniessen. Das anschliessende Foto zeigt das Team in traditioneller japanischer Bekleidung

 

Hongkong

 

Am Freitag den 8. November hiess es dann die Zelte (und ersten lockeren Beziehungen) abbrechen und auf nach Hongkong, die Nochkolonie der Engländer. Am 1. Juli 1997 wird Hongkong definitiv an China übergeben was zu einiger Unsicherheit in der Bevölkerung und Wirtschaftskreisen geführt hat. Von diesen Rahmenpolitischen Gegebenheiten liessen wir uns jedoch nicht beeindrucken und bezogen das neue Quartier zusammen mit Kuoni, Neckermann und TUI Reisegruppen im Hotel Panda. In der Loppy trafen wir denn auf Walter Marthaler, der sich uns mit souveräner Hand annahm und direkt zu seinem Club in der City von Hongkong führte. Inmitten einer 85'000 Zuschauer fassenden Pferderennbahn Arena, umgeben von Wolkenkratzern mit tausenden von Lichtern, befanden sich mehrere ultramoderne Kunstrasenplätze. Wir kamen uns vor wie in einer anderen Welt, denn an einem Ort wie Hongkong, an dem der Preis eines Stück Bodens teurer ist als an der Bahnhofstrasse in Zürich, im Herz der Stadt Hockey spielen zu können bedeutete einer der Höhepunkte der Reise. Der Gegner war von der Schlagkraft unseres Teams schlicht überfordert und die sonst erfolgsgewohnten Engländer verloren gegen ein Team aus dem Land der Berge und Kühe hoch mit 16:2. Dennoch wurden wir zu einem oppulenten Barbequeue eingeladen und diverse Höflichkeiten wurden ausgetauscht. Mit von der Partie waren auch drei neu zu uns gestossen Damen aus der Schweiz, die den die Gelegenheit nutzten und einen Kurzurlaub zusammen mit uns verbrachten. Laurance Denot, Simone und Christine Ammann sorgten für eine speziell angenehmes Ambiente in der Truppe.

 

Es folgten zwei Tage ohne feste terminliche Verpflichtungen, so dass nun jeder nach seinen Präferenzen die Stadt durchkemmen konnte. Einige beschränkten sich auf das Nachtleben und andere verschlug es entweder auf den Hausberg von HK, denn Peak oder auf eine der vorgelagerten Inseln. Am Montag 11.November hiess der Gegner nun Kowloon Cricket Club, der jedoch auch nichts Gleichwertiges entgegenzusetzten hatten und ebenfalls mit 6:4 verlor. Es muss jedoch angefügt werden dass wir uns selber im Vorfeld der Reise als saufende und dödelnde Reisegruppe dargestellt haben und dabei verheimlichten, dass zwei aktuelle Nationalspieler und nicht weniger als fünf Altinternationale mit von der Partie waren. Allen in tiefer Erinnerung wird die Tschunkenfahrt sowie das Nachtessen in einem schwimmenden Restaurant im Hafen von HK bleiben. Dies war denn auch zugleich der letzte gemeinsame Ausflug mit den drei Damen, die noch am gleichen Abend den Heimflug antreten mussten. Für die Flying Hoppers hiess es am nächsten Tag zum vorletzten mal Koffer packen und ab nach Singapore.

 

Singapore

 

Am meisten zu schaffen machte uns allen die 30 Grad Wärme und die hohe Luftfeuchtigkeit. Vor allem im ersten Spiel gegen den Singapore Dutch Club, das übrigens ebenfalls hoch mit 10:2 gewonnnen wurde, konnte sich die Mannschaft so richtig entschlacken. Der Schweiss lief wie in Strömen und die beiden Natikracks Patrick und Rene bekamen eine Vorahnung für die B-WM in Malaysia im März des nächsten Jahres. Etwas zu viel Wasser verlor auch Marcel, der dadurch wahrscheinlich zu viel an Kraft einbüsste und statt den Ball ins Tor zu schieben mit dem Torhüter so unglücklich zusammenprallte, dass er das Schlüsselbein brach. Die sofort eingeleitete medizinische Betreuung brachte ihn ins Spital wo er versorgt wurde. Noch am gleichen Abend stiess Marcel etwas benommen noch wieder zu uns zurück und ertränkte sein Unglück mit viel Bier. Im letzten Spiel gegen den wohl vornehmsten Club Singapore Cricket Club (eine schwarze Liste beim Eingang bezeichnete all diejenigen, die ein Hausverbot haben und keinen Einlass finden) befanden wir uns wieder im Herz der Stadt an absolut bester Lage. Ein herrschaftliches Anwesen, das vom Gouverneur unter Denkmalschutz gestellt wurde, bildete den Abschluss der Sportanlage, auf dem sich auch ein kleiner Hockeyplatz befand. Obwohl der Gegner für die zweite Halbzeit das gesamte Team auswechselte und mit besseren Spielern das Skore noch zu verbessern versuchte reichte es zum insgesamt fünften Sieg in sechs Spielen. Ein spezieller Social Manager sorgte im Anschluss an die Begegnung im Rahmen eines offerierten Nachtessen für viel Stimmung und erhielt viel Applaus von allen Seiten.

 

Zusammenfassung

 

Es war ein eindrückliches und für alle eine einmaliges Erlebnis. Die Organisation, die Spiele, die vielen kleinen Geschichten machten aus einer normalen Gruppenreise einen persönlichen Meilenstein im Leben jedes einzelnen. Wir alle werden noch lange an die vielen Eindrücke denken und hoffentlich das positive Erlebte in unser Familien - und Vereinsumfeld einbringen.

 

Ausblick

 

Flying Hoppers wird gemäss den Statuten auch nach der Reise nicht aufhören zu existieren. Der nächste Trip ist für 1999 geplant, wobei als mögliche Destination Südafrika genannt wird. Die laufenden Daueraufträge auf das Konto laufen weiter so dass jedes Mitglied bis in drei Jahren die Reise praktisch zu 100% bereits bezahlt hat. Wer sich dafür interessiert meldet sich bitte bei Stefan Leuenberger, Zürichbergstrasse 75, 8044 Zürich oder bei einem der oben aufgeführten Mitglieder.